Tilsit ist der Geburtsort meiner Mutter, das heutige Sowjetsk. Ich bin ja Eisenbahnfan und wollte mit dem Zug fahren, aber da geht nur noch einer am Tag. Die Autobuslinien florieren und sind schneller, wenn nicht Stau ist.
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Es wird viel gebaut in Kaliningrad, so auch die großen Straßen und ein Fußballstadion. Denn die Stadt ist auch Austragungsort der Fußball WM 2018. Na, jedenfalls sind die Stöße auf schlechten Straßen nichts für zarte Glieder, erst recht nicht, wenn man hinten sitzt. Die Federung scheint eher auf der Vorderachse zu wirken. Und ich wunderte mich noch, warum vorn alles besetzt ist.
Draußen auf der Schnellstraße ging es schnell, aber der Fahrer war gut informiert und bremste vor der Radarfalle.
Das heutige Sowjetsk hat auch viele traurige Plattenbauten aber anders als in Kaliningrad ist die Straßenaufteilung eben noch zu erkennen. Die wichtigste Hauptstraße in der Mitte ist etwas hergerichtet, auch wenn sie nun ul. Pobeda – Straße des Sieges heißt.
Interessant ist auch die ehemalige Louisenbrücke über die Nema (Memel), denn das ist der Grenzübergang nach Litauen (Tauroge, Kaunas, Vilnius). Hier trafen sich schon 1807 Napoléon, Alexander und eben jene Louise, um den Tilsiter Frieden auf einem Floß in der Mitte des Flusses zu schließen.
Hier konnte ich auch Grenz-Selfies machen, die mir vorletzte Nacht mit Rosa und Wladi nicht möglich waren.
Sowjetsk wird verschönert mit Unterstützung der Regierungspartei „einiges Russland“, und das wird dann auch klar beworben. Wie überhaupt politische und merkantile Aspekte gern zusammen spielen: „Schenke Blumen zum Tag des Sieges“ (8.Mai) statt zum Beispiel Muttertag. Die Bäckerei Xleb Rossia gratuliert allen Kunden, Helden und Soldaten zum Tag des Sieges.
Zurück in Kaliningrad stellte ich auch fest, daß ich mich bisher stets in die „falsche Richtung“ bewegt hatte. Denn das eigentliche, heutige neue Zentrum befindet sich unweit des Hotels ebenfalls rund um „pobeda“, dem Platz des Sieges. Alles glitzert, alles ist neu und hier ist auch die Oberschicht am shoppen. Na, dann können die Fußballtouristen nächstes Jahr kommen!
Und von wegen keine Kirche: gleich sechs goldene Kuppeln hat die orthodoxe Kirche, die ebenfalls Reichtum und Macht ausstrahlt. Geld ist da, nur ungleichmäßig verteilt.
