Aus der Großstadt ans Meer geht es über Landstraßen. Radwege oder Wanderwege gibt es hier nicht. Um später einen Abzweig auf eine ruhigere Landstraße beim Ort mit dem schönen Namen Cholmorgorowowo nehmen zu können, mußte ich entlang einer der Hauptrouten – sogar über ein Autobahnkreuz am Flughafen! Ich hab mich dann einfach wie ein Auto verhalten, es hat offenbar niemanden gestört. Es gibt viele modernere Autos aber auch unglaubliche Stinker mit tonnenweise Ruß. Wenn ein einziges solches Auto durch unser Dorf fahren würde; die Mütter wurden ihre Kinder für todkrank erklären!
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Es war ein Abenteuer und ich kam gut voran. Dann ließ ich mich doch nochmal wegleiten (von meinem Navi) und stand plötzlich vor dieser Fußgängerbrücke. Man beachte die Spurweite der Schienen für den Wagen – hätte nicht einen Millimeter breiter sein dürfen.
Dahinter ging es erst ganz normal weiter, hab mich aber in einer Art unerschlossenem Siedlungsgebiet total verfranzt. Es gab eine schmale Straße hinein in ein Wohn- / Baugebiet und dann nur noch schmale Wege mit Steinen, Abbruch, Sand und sogar alten Teppichen irgendwie gangbar gemacht. Da wollte ich dann schräg durch ans Meer, aber das konnte ich vergessen. Jeder sucht hier sein kleines Glück mit einem eigenen Häuschen an der Küste, mit teilweise hübschen Häuschen aus aber teils abenteuerlichen Baustoffen – sie sind Meister der Improvisation. Das kenne ich irgendwoher. Ich mußte aus diesem ganzen Gewirr von Wegen, aus diesem ganzen Gebiet wieder raus und stand nach einer Stunde mit 4 Kilometern wieder auf der Landstraße, auf einer richtigen Straße, der ich hatte eigentlich ausweichen wollen.
Rein nach Selenogradsk auf die Promenade und erstmal Seeluft schnuppern. Hier war die Welt heil.
Da hielt ein Mann vor mir, Alexej aus Kaliningrad auf seinem Fatbike. Er hatte mich schon in Kaliningrad stadtauswärts laufen sehen und mich jetzt wiedererkannt. Wohin ich wolle, woher ich käme usw. Das war natürlich eine gute Gelegenheit zu sagen, daß ich noch kein Zimmer habe. Er zog sein iPad Mini aus der Tasche und suchte mir das nächste Hotel mit annehmbarem Preis 2.400 Rubel = 40€ ganz in der Nähe. Das war doch super, absolut super. Er begleitete mich dort hin und sprach auch kurz den Preis an. Alles OK. Das hätte ich nie so hinbekommen. Wir herzten uns und machten Fotos. Er ist mit dem Bike schon große Teile meiner Route abgefahren – auch entlang der Lettischen Küste.

Ich bin absolut happy mit dem Zimmer, kann mich duschen und umziehen um die Stadt zu erkunden. Es gibt eine schöne Promenade oberhalb der See und wenn man genau hinschaut, findet man auch noch die ganz alten Häuser im „Originalzustand“.

Das meiste aber ist neu und dem Flair angepasst.
Auf so einer Terrasse kann ich stundenlang sitzen und die Sonne untergehen lassen.
Dabei lese ich die letzten Seiten meines letzten Dupin-Krimis. Der nächste, sechste Fall des Kommissar Georges Dupin erscheint erst am 27.6.
Unterkunft Hotel Solotaja Mila – Goldene Mühle: http://hotel-gm.ru/

Hallo Guido,
…was für ein grandioses Abenteuer! wow!
Wie gerne hätte ich mit im Auto gesessen, als Du über die russische Grenze „geschleust“ worden bist. *lol* und das als Italiener 😉
Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Report. Wie viele km bist Du jetzt ingesamt gelaufen?
LG
Anja
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Hallo Anja, heute bin ich natürlich schon wieder ein Stück weiter, bin gerade eingetroffen in Rybatschi = Rossitten, knapp über 690 Km müßten es sein. Insgesamt komme ich vielleicht auf 2000. Mal schauen wie es morgen läuft, da brauche ich ja wieder ein Auto. Das ist schon auch Abenteuer.
Herzlicher Gruß, Guido
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