Welkom en België!

Aber soweit ist es noch nicht als ich am Frühstück sitze. Ja, die Tanke hat auch einen Frühstücksraum.

Heute möglichst drei Brötchen mit Nutella – das gibt Energie. Aber Nutella gibt es nicht, dafür Alternativen: Hagelslag und Chocomel.

Dann ein kurzes maritimes Abenteuer, mit der Fähre über die Westerschelde auf das südlichste Stück von Zeeland.

Die Chefin fährt immer mit.

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Der Radweg geht mehr oder weniger am Wasser lang oder durch die Dünen. Alle sind heute draußen, aber es geht noch ganz gut. Bis jetzt. Und dann bin ich in Belgien. Ich merke es nur daran, die die Radwege schmaler und viel schlechter sind: Kaum Schilder, holprige Passagen, Löcher, Stufen und allerlei kleinere Überraschungen. Man muß wachsam bleiben. So wie in Deutschland, nur nicht so schlimm.

Belgien hat nur 65 km Nordseeküste, und die sind zubetoniert. Das stimmt nicht ganz, denn vor und nach De Haan gibt es grüne Abschnitte und weiter im Westen auch noch. Aber es ist schon krass, daß allein Knokke sich auf bald 10 km als ein einziger Plattenbau-Riegel hinzieht.

Zwischen Knokke über Oostende fährt eine durchgehende Tram nach De Panne am anderen Ende Belgiens. Und sie scheuten sich auch nicht, mit reichlich Straßen den schnellen Zugang zum Meer zu ermöglichen. Zwar gibt es auch noch die Fahrradkultur, aber die ist kein Vergleich zu den Niederlanden. Wie die Radwege, so die Radkultur. Deutschland

Auch hier fahren sie Ihre kleinen Hunde im Fahrradkorb spazieren.

In Oostende ist auch wieder so ein städtebaulicher Hotspot. In manchen Straßen glaubte ich heute, in der Peripherie von Mailand zu sein oder so. Nur eben am Meer.


Für Belustigungen aller Art ist gesorgt, tonnenweise billiges Spielzeug, Schlangen an den Eisständen und allerorten der Duft von Eßbarem, das aus Zucker und Fett besteht.

Einen etwas herunter gekommenen Drehorgelspieler gab ich alle meine Münzen, die mich ohnehin in der Tasche drückten.

Die Hafenanlagen von Zeebrugge sind von der Promenade aus gut zu sehen. Es ist ein riesiger Umschlagplatz. Vielleicht ist der Urlaub fast noch schöner, wenn man weiß, die anderen schuften und vermehren derweil das Bruttoinlandsprodukt. Die LKW-Schlagen sind jedenfalls länger und wurden umorganisiert, seit das Vereinigte Königreich nicht mehr in der EU ist.

Und dann komme ich nach Frankreich. Es gibt nur ein einziges Schild mit einem Fahrrad drauf und „Duinkerque“ – Dünkirchen, dann keines Meer. Und es gibt auch keinen Radweg. Der endet mit einer schönen neuen Brücke über einen Kanal ein paar Meter vor der Grenze auf belgischer Seite.

Die Autofahrer fahren scheinbar selbst kein Rad, sonst würden sie nicht so knapp an mir vorbei sausen, obwohl die Gegenspur frei ist. Die Kapazitäten für Schilder investieren sie lieber für Zone Industriel und Gendarmerie und Mairie (Bürgermeister = Rathaus). Es zieht sich noch etwas und dann komme ich nach Dunkerque.

Es gibt genau drei repräsentative Gebäude in der Stadt, die im 2. Weltkrieg stark zerstört wurde: Kirche, Rathaus und noch einen (Glocken-) Turm.

Der Rest ist ziemlich trist. Saßen sogar in Vlissingen gestern die Leute auf dem Marktplatz, tranken Wein und Bier und lachten zusammen, war hiervon nichts zu sehen. Aber interessant: Es lief ein Triathlon Rennen, weshalb meine Route an den entscheidenden Stellen gesperrt war.

Ich sah eine Weile zu und applaudierte, entschloß mich aber über einen Umweg weiter zu fahren bis nach Calais.

Das wurde dann doch noch eine sehr lange Tagestour. Es machte es nicht einfacher, daß ich bestimmt über 15 km um die Industrien der Stadt herum mußte auf einer unattraktiven Landstraße: Metallurgie, Chemie, Häfen, Kraftwerke, Raffinerien, sogar ein Atomzentrum und viele Gleise.

Es lag ein fuseliger, öliger Geruch in der Luft. Es hatte sein Gutes, heute hier lang gefahren zu sein und nicht morgen. Denn es ist Sonntag. Ich möchte nicht wissen, wieviele LKWs hier werktags langdonnern auf einem von der Last schon deformierten Aspalt. Irgendwann war ich endlich runter von dieser Hauptroute und brauchte dringend etwas zu essen. Ich hatte leichtsinniger weise schon ein Café-Tabac rechts liegen lassen, das mir zu unattraktiv schien, aber jetzt fand ich in Gravelines Gott sei Dank einen Bäcker mit Warmtheke.

Ich kaufte alles was sie hatten und drei verschiedene Getränke. Denn es wurde immer später und wer weiß wie ich heute zurecht kam in Calais. An die Jugendherberge im Hafen schrieb ich eine Nachricht auf deren Webseite, die wollten vorher alle Daten bis ins Kleinste von mir.

Später stellte sich heraus, daß dort einfach keiner war. Auch keine Gäste, schon seit längerem. Das hätten sie auf der Webseite auch mal mitteilen können, selbst an den Türen keine Hinweise, ob und warum geschlossen, wann wieder auf. Nicht mal Corona-Hinweise an der Tür. Ein sicheres Zeichen, daß hier schon länger keiner war.

Gut so, denn ich googelte mir ein geiles Hotel alter Schule. Messieur links, S‘il vous plait rechts. Ich war begeistert. Für 68 €.

Frühstück kommt für 8€ aus Zimmer. Das hatte ich mir heute verdient. Nun brauchte ich noch eine weitere Malzeit und der Tag war so ziemlich perfekt.


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Liebe Grüße
Peter
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Allerhand! Ich wünsch wieder viel Segen und gute Reise!! Luise aus Linz
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Vielen Dank, liebe Luise!
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Immer wieder interessant deine Blogs zu lesen.
Gib Gummi😄
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Danke, lieber Jan (auch wenn wir heute verloren haben).
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Hoffentlich hast du genug Speichen eingepackt! Gute Fahrt Steffen
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Lieber Steffen, Schlauch ja, Speichen bei. Ich hoffe einfach, daß die sensiblen Teile wie Schaltung, Bremsen, Räder halten. Man muß wachsam sein, dann geht eS.
Lieber Gruß, Guido
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Hallo Guido, dank Deiner lieben Mutti darf auch ich wieder an Deinem Abenteuer teilhaben! Ich wünsche Dir wieder tolle Erlebnisse mit aufgeschlossenen Menschen und unfallfreie Fahrt!
Liebe Grüße aus Sachsen
Anja
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Vielen Dank, liebe Anja.
Vielleicht fahrt Ihr hier auch mal hin.
Es ist echt schön und mal was anderes.
Ich erfülle mir damit auch einen Traum, den ich seit ein paar Jahren habe.
Herzlicher Gruß aus der Bretagne, Guido
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