Mein Hotel „3 Jeans“ in Le Crotoy hatte sich gelohnt. Ich konnte meine Radhose und -Shirt auswaschen und in die Abendsonne hängen. Sie habe ein Restaurant und ich mußte nicht nochmal los. Auch das Frühstück ließ sich sehen. So hatte ich die Bucht Baie de Somme vor mir, die ich umrunden mußte, um dann wieder am Meer nach Dieppe zu kommen.

Vorher noch in die Apotheke für Sonnenschutz. Was für Kinder gut ist, kann für mich nicht verkehrt sein.

Dabei gibt es kaum eine Körperstelle, die verbrennen kann.

Für meinen Weg nach Dieppe verließ ich meine Freundin, die Departementale 940. Denn es blieb dabei: Es gibt Radwege, aber die winden sich schlottrig durch die Landschaft. So komme ich nicht vorwärts. Die neue ist die D 925, die wenig Abwechslung bot, bis auf ein paar Farbenräusche.


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Wahrscheinlich verpaßte ich durch die Fahrt auf der Landstraße ein paar Klippen aus Kalkstein. Ich las so etwas auf Schildern. Ich konnte sie auch erahnen, denn immmer in der Nähe von Küstenorten (die alle mit „s/ mer“ (sur mer) bezeichnet sind (am Meer) ging es in wilder Fahrt bergab, aber dann natürlich auf der anderen Seite mühsam wieder hoch. Die restliche Zeit fuhr ich wohl auf dem Kalkstein oben herum. Es war vielleicht auch gut, auf den 70 km bis Dieppe heute keine Pause zu machen, denn bei Pency gibt es eine ‚Site Electronucleaire‘. Darauf deuten auch die vielen Stromtrassen hin, die in die Richtung gehen.

Nach Dieppe ging es wieder steil runter und dann bot sich ein nicht zu schöner Urlaubsort mit einem Karussell, einem Hafen, Yachthafen, einer uralten Festung auf dem Kalksockel und den Kalkfelsen selbst. Der war schon beeindruckend.



Beim Anblick des Hochufers ist dem Radler klar: als nächstes geht’s bergauf. Und dann immer hoch und runter, das zehrt schon etwas. Zumal es auf der Landstraße immer mehr Ungeduldige gab. Vielleicht waren sie auch angefressen von der Baustelle auf einem Abschnitt.

Ich radelte da ungerührt durch und nach 2-3 Kilometern sah ich die Riesenschlange auf der Gegenfahrbahn. Ich weiß es nicht genau, aber die warteten wohl auf mich. Denn in Frankreich gibt es sonst keine Radler.

Jedenfalls winkte der Bauarbeiter erst mir und dann schwenkte er die Fahne für den Gegenverkehr. Weil auch alle hinter mir warten mußten, bis der Gegenverkehr durch war, haben die also noch länger gewartet und ich hatte weitere 10 Minuten ohne Autos hinter mir. Aber dann fuhren sie mir beinahe die Hacken ab.
Die 60 km bis Fecamp zogen sich, zumal ich mich irgendwie verfuhr. Aber irgendwann war es soweit und ich hielt an der Ampel vor dem Hotel Normandy.

Ich wollte absteigen und hatte schon den rechten Schuh aus der Pedale geklickt. Aber dann wendete sich die Balance gegen mich, d.h. Nach links und ich bekam den Schuh nicht aus der Klickpedale. So fiel ich in Zeitlupe einfach auf die Straße. Passanten wollten helfen, aber ich sagte „Tout est en ordre“ und biß die Zähne zusammen. Der Hotelier war süß, aber ließ sich ewig nicht blicken, ein Anruf schlug fehl und eine Glocke gab es nicht. Da half auch kein Beistand aus der Kathedrale von gegenüber.

Irgendwann kam er dann, konnte etwas deutsch sogar und ich ging nach der Badewanne (!) in sein Restaurant unten.

Nach den ersten beiden Gängen (hört sich mehr an, als es war) kam er mit dem Nachtisch und dem Bezahlen nicht aus dem Quark, aber es war einfach köstlich.

So kam ich zu spät zum Anpfiff des heutigen Fußballspiels der A-Nationalmannschaft der Herren gehen Frankreich in einem Pub namens „La Plage“ (der Strand). Die hatten gar keinen Fernseher und so sah ich mir erstmal den beeindruckenden Strand an.

Wow, nicht schlecht, weiterhin Kreidefelsen und das hieß: Morgen geht es so weiter wie heute.
Ich wurde dann kurz vor der Halbzeit doch noch fündig und es stand schon 1:0 gegen uns. Vielleicht ganz gut so. Es waren unzählige TV Geräte verteilt, auch draußen. Und die Stimmung war fast anmutig. (Mal abgesehen von den beiden Abseitstoren der Franzosen und unseren wenigen echten Chancen).

Drinnen war jetzt auch nicht der Teufel los aber Jubel gab es schon beim Abpfiff. Es wurde sofort geschlossen und alle gingen und fuhren nach hause. Draußen eine magische Stimmung.


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Hi Guido, wie immer sehr spannend. Und astreine Bildunterschriften. Weiterhin gute Fahrt & viele Grüße, Stephan
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Danke, lieber Stephan, das macht mir auch Spaß.
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