Ciao Riga, du schöne!
Riga hat mir gut gefallen. Ich lief über die Daugva nochmals auf die Altstadt zu und durch die Neustadt weiter nach Osten und Norden. Auf dieser Seite ist es eindeutig schöner als beim Reinlaufen von Westen. Die Reste des Ligofestes sind aufgeräumt, nur wenige Meter weiter am Fuße der Altstadt haben zwei Kreuzfahrtschiffe festgemacht und die Passagiere strömen in die Stadt.
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Der Wachschutz „Koblenz“ paßt auf alle auf – bis hier hin reicht ihr Gebiet?

In Riga ist heute auch Europameisterschaft im Speedway (Motorräder fahren durch den Sand). Gestern traf ich auf dem Weg in die Stadt die französische Nationalmannschaft. Die wollten wissen, wie sie in die Altstadt kommen. Ich hatte Spaß mich auf französisch mit den Jungs zu unterhalten.
Mein Ziel heute war Garciems, der erste richtige Ort an der Ostseeküste, 30 km. Das liegt am Fluß Langa!
Ich lief zufrieden dort hinein und sah viele Spaziergänger zwischen den schönen Häusern. Kein Hotel, keine Pension, kein Guesthouse – nix. Ich fragte Leute, die mir googlen halfen und immerhin zwei Adressen fanden. Beide machen das nicht mehr, sie haben dauerhaft an Familien vermietet. Das läuft so gut hier, da brauchen sie keine Gäste.
So lief ich weiter nach Carnikava, dort gibt es auch nichts zum Übernachten, gar nichts. Zwei junge Leute Dagmar und Valter klemmten sich ernsthaft dahinter und suchten und telefonierten. 4 km weiter gab es ein kleines Hotel, das war völlig ausgebucht – achja, kein Wunder. Sie haben mir dann zwei Campingplätze empfohlen in Gauja, 3km. Die sind inzwischen umgewandelt zu privaten Geländen. Auf einem hätte ich trotzdem bleiben können, das Klohäuschen 300m entfernt, keine Dusche, Trinkwasser in 2km an der Bahnstation. Ich hatte inzwischen 37 km weg und es fing an zu regnen. Aber das wollte ich dann auch nicht. Ich lief weiter zu einem anderen angeblichen Campingplatz, den es nicht mehr gab. Immerhin ein kleiner Laden – Cola, Kekse, Eis und Wasser. Die Inhaberin konnte das mit der mangelnden Übernachtung nicht glauben und telefonierte überall herum, erreichte aber niemanden.
Eine Urlauberfamilie nahm mich mit zu ihrem Campingplatz. Die Häuser sahen katastrophal aus, völlig herunter gekommen, schlimmer als mein ehemaliges Ferienheim in Polen, das ich mal aus Verzweiflung angenommen hatte. Dort war dann Gott sei Dank alles ausgebucht und die Chefin wollte mich an einen anderen Campingplatz vermitteln, da hätte ich 4 km zurück gemußt und dann über die Schnellstraße nochmal 4 km. Auch sie war sehr engagiert, telefonierte auch mit dem anderen Platz und kündigte mich an. In mir aber reifte ein anderer Plan. Seit Garciems wußte ich von einem richtigen Hotel in Lilaste, das von dort noch 17 km entfernt gewesen wäre. Dem kam ich immer näher. Auf den Karten der Campingchefin hatte ich gesehen, daß es nur noch 6-7 km quer durch den Wald wären. Ich fragte sie danach und sie meinte: auf keinen Fall, dafür sei es zu spät und durch den Wald um diese Zeit, da würde ich mich verlaufen.
Stimmt, es war nun auch schon 19 Uhr und es regnete. Ich ging raus, zog mir das dritte Shirt des heutigen Tages an und lief mit dem Navi genau in diesem Wald. Später suchte ich die WhatsApp von Wolfgang aus Westfalen raus, der mir irgendwas geschrieben hatte, ich solle da und da nicht lang, da hätten sie sich vor zwei Wochen durch den Sand gequält. Genau da war ich inzwischen auch. Aber das war mir egal. Ich hatte keine Lust auf nasse Campingplätze, ich wollte jetzt nur noch in das trockene warme Hotel. Zu Anfang ging das, dann gab es keinen richtigen Weg mehr. Die Wege hatten dann auch so eigenartige tiefe Löcher, wer weiß aus welchem Krieg die sind. Mit meinem Wagen mußte ich immer drum rum ohne da reinzukippen. Ich gab Gas, denn ich wollte mir meine schöne Pace von unter 6min nicht verderben (ist für Läufer). Das Foto ist vom Anfang der Waldstrecke, da hatte ich noch Bock, zu fotografieren.
Viele haben hier schon gesucht, die Wege zerfasern, es gibt viele kleine Trampelpfade, das ist einfach eine blöde Gegend, da fehlt mal ein gescheiter Weg. 400 m links donnerte der Zug durch den Wald, an der Bahnlinie orientierte ich mich. Dann kamen die Wege, die waren umgepflügt worden – Sand nach oben. Hier soll keiner langlaufen! Dann Querrrinnen gepflügt, es wurde noch schwieriger, aber ich ließ mich nicht beirren.
Dann war ich durch, das Waldstück war letztendlich nur 4,5 km. Es kam eine Straß, ein verlassenes Militärgelände – aha. Und es kam Lilaste. Ich fragte eine Frau mit Kindern aus Moskau, die macht hier bei ihrer Schwester 2 Monate Urlaub. Ihre Schwester arbeitet zwar nicht in dem, aber in einem anderen Hotel – teils mit Hütten an einem See. 20€. Da dirigierte Sie mich hin und irgendwann hatte ich es dann.
Es gab nichts mehr zu essen, so kochte ich mir selbst meine Trek N Eat Nahrung – Gemüsereis mit Soja und saß auf dem Bett hoch und trocken, fast gemütlich!
Draußen feierte eine Gruppe reicher junger Leute aus Kaliningrad die ganze Nacht. Der Regen wurde immer stärker und prasselte aufs Dach. Im Fernsehen 3 russische Programme, aber egal. Ich hatte mich durchgekämpft und bin happy.

Es ist wirklich ein Abenteuer!