Der Samstag ist wie geschaffen für die Stadt, wenns nicht so warm ist. Auf dem Weg in die Stadt entdecke ich das Kassikohvik Nurri, das Katzencafe Nurri. Zuerst sehe ich, daß da Katzen im Schaufenster rumliegen.
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Dann gehe ich rein und bin total fasziniert. Man kann solange bleiben wie man will, muß nicht mal etwas kaufen. Dafür zählt man Eintritt, Erwachsene 5€. Auf dem Tresen schläft auch eine Katze, eine andere sitzt an der Kasse.
Die Leute, vor allem die Kinder sind sehr vorsichtig mit den Tieren, es kommen wahrscheinlich auch viele, die zuhause keine Katze haben (dürfen) . Die Katzen werden durch ein paar Regeln geschützt, die alle in der Karte stehen. Auch beim raus- und reinkommen ist immer einer vom Personal dabei, damit keine Katze rausläuft. Sogar oben an der Decke haben sie einen Gang.
Dann gehe ich mir eine neue Hose kaufen, denn ich habe den Eindruck, die Leute gucken mich wie einen Lumpensammler an. Nicht nur daß meine nur gelegentlich mit Duschwasser gereinigte Hose leicht schmuddelig ist, sie ist mir inzwischen auch zu weit. Ich habe wahrscheinlich nicht abgenommen, aber Bindegewebe verloren und bin deshalb etwas schlanker in der Hüfte.

Nun nehme ich nochmal einen ganz anderen Weg in und um die Altstadt. Alles schaffe ich sowieso nicht, dazu müßte man mal eine Woche hier her fahren. Es gibt nicht viele Gläubige, aber eine Menge Kirchen.

Nicht alle sind geöffnet, dann geht man halt in die nächste.

Die große Orthodoxe Kirche ist ein echter Hingucker.
Sie ist uglaublich reich mit Gold ausgestattet. Darin wird gerade eine Liturgie abgehalten, dessen Abschluß die Zeichnung eines Kreuzes auf die Stirn eines jeden Schäfchens durch den Oberhirten ist. Er ist sehr alt und gebrechlich und wird von seinen Assistenten gestützt. Nach dem Empfang dieses Kreuzes küssen die Jünger ihm seine rechte Hand, wischen sich dann nochmal über das Kreuz und bekreuzigen sich damit selbst. Wir Touristen können dem allen Hinter einer Absperrung beiwohnen und mich hat das sehr beeindruckt.
Ich wurde durch die monotonen liturgischen Lesungen und Gesänge tief hinein gezogen.
Der Altar selbst befindet sich bei den orthodoxen immer hinter der Wand mit den prächtigen Ikonen. Wie bei einem Schauspiel treten die handelnden Personen ständig durch die verschiedenen Türen der Wand die dafür geräuschlos auf und zu klappen – eine perfekte Inszenierung.
Gegenüber der othodoxen Kirche befindet sich das Parlament.

Wir sind auf dem Domberg. Der Dom selbst liegt sehr still. Er ist auch nicht geöffnet. Hier wohnen ja praktisch keine Einwohner, denn rundherum sind viele Gebäude von Botschaften und Ministerien und Premierminister.
Die Häuser sehen teilweise sehr klein aus, aber das täuscht. Viele Gebäude sind auf der Rückseite durch die Mauern des Domberges begrenzt und von dort aus haben Sie nicht nur einen herrlichen Blick, sondern sie sind auch stattlich. Die Stimmung auf dem Domberg inklusive Gässchen und teuren, menschenleeren Souvenierläden erinnert mich an den Hügel mit dem Schloß in Monaco.
Das war auch so pittoresk und verwinkelt und gleichzeitig sehr edel und schön. Auch hatte man dort wie hier von vielen Stellen einen tollen Blick herunter in die Stadt und auf die Ostsee. Am Horizont läuft gerade die Fähre aus, mit der ich morgen nach Helsinki fahren werde.
In der Altstadt gibt es auch unzählige Kirchen. Eigentlich wollte ich noch auf diesen Kirchturm steigen, aber das habe ich nicht geschafft.

Denn zwischendurch habe ich noch etwas gegessen, sogar vegan! Das Restaurant Vegan Inspiratsioon ist im Verhältnis nicht teuer und es war sehr lecker.

Es gibt neben der großen orthodoxen auch noch kleinere orthodoxe Kirchen.
Diese orthodoxe Kirche gehört zu einem Ukrainischen Orden und macht auf die Ungerechtigkeit und den Terror im Osten (Ukrainekonflikt) aufmerksam.

Ich fand auch die Römisch-Katholische Kirche Peter und Paul meines Freundes Sergej wieder. Ich hatte ihn in Poama auf Hiiumaa getroffen und er wollte mich mit seinem Glockenmenschen bekannt machen, den ich dann widerum um Rat fragen wollte wegen der Klosterglocken in Kaali auf Saaremaa. (Sorry, das ging nicht kürzer) . Aber er ist gar nicht in der Stadt und so entfällt die Aktion.
St. Katharinen ist sehr sehr alt, mindestens 600 Jahre und hat auch keinen Turm.
Auf dem Weg zum Hotel komme ich noch an einer kleinen übrig gebliebenen Holzkirche vorbei. Sie ist eingeklemmt zwischen einem Nachtclub und den Kathedralen des Mammons, den verspiegelten neuen Bankenhochhäusern. Sie hat überlebt und eines Tages wird sie ihre Bestimmung wieder finden, den momentan ist sie leer.
Das einzige Gebäude mit Sowjetstern ist definitiv keine Kirche, wohl eher der ehemalige chapter der KPdSU. Die hatten ja auch einen ziemlich unerschütterlich Glauben, dachten aber immer zuerst auch an sich.

Jetzt am Abend schlafen die Katzen und das Café ist geschlossen. So haben sie ihre Ruhe.
Hi Guido,
das ist ja interessant mit dem Katzenkaffee. Hier in HH hat gerade eins aufgemacht, ist auf Tage im voraus ausgebucht. Wenn die wüssten, dass es sowas schon in Tallin gibt 😉 (www.katzentempel.de/hamburg)
Weiterhin einen guten Lauf!
Viele Grüße
Stephan
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