Vor einer Woche kam ich zurück von meinem kleinen Abenteuer mit dem Rennrad von Rotterdam in die Bretagne. 13 Tage und 1400 km gegen den Wind.

Ich habe mir damit einen Traum erfüllt. Vielleicht schon seit dem Französischunterricht 1977 – „á l‘autre cote de la mur“ , also hinter der Mauer die Deutschland teilte, dachte ich darüber nach, wie schön eine längere Reise durch Frankreich wäre. Natürlich war ich vorher schon ein paar mal in unserem Nachbarland unterwegs. Schließlich fährt man mit dem Auto von uns nur gut 5 Stunden durch die Champagne bis nach Paris. Und auch im Elsass und im Süden war ich schon, um mir mal den Lebensstil dort anzusehen. Aber es ist doch etwas anderes, mit dem Rad nach und nach die Departements abzufahren, immer wieder anzuhalten, sich zu erkundigen oder ins Gespräch zu kommen.

Mein Unterricht hat sich also gelohnt, und nach einigen Tagen war ich ganz gut drin in der Sprache. Hinzu kommt, daß man im Norden nicht so strikt abgeneigt und hilflos ist mit Englisch.
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Die Menschen haben mir während der gesamten Tour sehr gefallen. Alle hilfsbereit, auskunftsfreudig und interessiert. Nicht eine ‚komische Begegnung‘ hatte ich. Als ich meinen Fahrradschlüssel in Le Crotoy vergaß, sendeten sie ihn mir nach, als ich im Finistere partout kein Zimmer finden wollte, telefonierte Catherine vom „La petite Valise“ für mich stundenlang herum. Als ich beim Bäcker immer Kuchen, aber keinen Kaffee bekam, durfte ich den immer mit ins nächste ‚Tabac, Cafe, Lotto‘ bringen und dort beides zusammen genießen.

Wer viel reist, kann etwas erleben. Reisen bildet. Die Bretagne war nur ein Ziel, das wenn es erreicht sei, ja auch schon den Endpunkt darstellen würde. So war also tatsächlich der Weg das Ziel.

Bevor ich also in die Bretagne kam, fuhr ich durch Noordholland, Zeeland, die belgische Küste, Haute de France und die Normandie. Beim Anblick der Stahlwerke in Dunkerque fiel mir wieder ein, daß ich darüber mal einen Film gesehen hatte und daß dort deshalb kein altes Haus mehr steht, weil die Stadt so zum strategischen Ziel im zweiten Weltkrieg wurde. Genauso Le Havre, das aber schon zur Normandie gehört (wußte ich auch nicht).

Und in der Normandie wurde ich natürlich an das ‚Embarquement‘ – die Landung der Alliierten erinnert. Mit 37.000 Alliierten und 55.000 Deutschen Soldaten, die dort den sinnlosen Tod fanden, wurde die Wende an der Westfront eingeleitet.

Andere Städte, die als Sehnsuchtsort beschrieben wurden, wie Saint Malo, zeigten sich für mich nicht sonderlich attraktiv. Vielleicht hatte ich da irgendwie den falschen Einstieg erwischt. Wieder andere sind kaum bekannt (und haben auch kaum Unterkünfte), empfand ich als sensationell, wie Barfleur ganz im Norden der Normandie.

Die Bretagne hielt, was sie versprach: Schlecht(res) Wetter, grandiose Buchten, türkis-blauer Ozean, leckeres Essen, besseres ‚Radklima‘ und Infrastruktur, eigenständige Kultur und Lebensart. Kein Wunder, daß mancher sein Rad bis dorthin transportiert und dann damit zu fahren.

Das Konzept ‚Reisen mit Rennrad‘ ist noch nicht so alt und funktioniert nur auf glatten Straßen. So schafft man auch über 100km am Tag. Die längste Etappe waren sogar etwa 160km. Mit schlankem Gepäck und einer Kreditkarte kommt man doch sehr weit im reichen Westeuropa. 8,8 kg Gepäck, davon 3,5 kg ungenutzt (Werkzeug, Schlauch, Schlafsack, Isomatte, Zeltplane und ein schweres Fahrradschloß, dessen Schlüssel ich schon am Tag 3 liegen ließ). Und mit einem schwereren Rad hätte ich mit dem Zug nicht zurück fahren können.
Spanend auch der Zirkus um die Tour de France, die ich dann letztendlich ausließ, deren Vorbereitung aber ‚überall‘ zu spüren war.

Diese Reise hat mich völlig weg gebeamt aus dem Alltag und ich kam mal wieder als ‚besserer‘ Mensch zurück. Ich kenne das von meinen Abenteuern Baltikum und Abenteuer Transkaukasien Nach Transkaukasien hier entlang
Eine super Sache. Auch ohne Sabbattical läßt sich Europa erkunden. Macht das auch, es geht jetzt wieder!
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