Eine wunderbare Tour, ein wunderbarer Tag. Anstrengend, aber sehr schön.

Wer braucht schon Vitamine, wenn man Brennstoff hat. Ich vermisse meine Vollkornbrötchen, aber einen Vorteil hat dieser Weißmehlsüßkram, er liegt nicht schwer im Magen.

War ich zum Start so gut gelaunt, weil es heute mal nicht regnete, stieg sie nochmals, als ich den Atlantik wieder sah.

Bei km 34 hatte ich schon kleinere Anstiege geschafft und kam runter nach Cedeira. Das Café lag zwar weder am Meer noch am Strand, sondern gegenüber einer staubigen lauten Baustelle, aber die Stimmung war einfach zu gut. Oben auf den Höhen war es kalt und windig, aber hier – einfach nur warm und schön, die Menschen gut gelaunt.

Direkt danach kam der heftigste Anstieg des Tages, aber nicht der letzte. Erstmal nur von Null auf 200m, aber innerhalb von 1,5 km.

Und dann natürlich das Gegenstück dazu: Rasante Abfahrten. Dann wieder hoch.

Es war sehr still, nur alle paar Minuten mal ein Auto. Ich hatte einen dreispurigen Radweg von 12 m Breite zur Verfügung. Dabei ganz tolle Ausblicke in den Lücken zwischen den Bäumen runter ins Tal und hoch auf die umgebenden Berge.

Wie gestern hatte ich mich auch heute von meiner eigenen geplanten Route gelöst, denn die wäre nicht auf dieser Straße sondern noch viel schwieriger gewesen. Lieber fuhr ich dicht an der Küste und nahm „nur“ die Ausläufer der Bergketten mit, als am Tag vielleicht 10 km zu sparen, aber oben über die Bergstraßen zu müssen.

Ein grandioser Vorteil dabei: Ich sah immer wieder neue Buchten und fuhr an den Spitzen der „Fjorde“ vorbei. Zig Fotos machte ich und hielt dafür jedes Mal an. Das Herz macht kleine Sprünge bei diesen Anblicken, die ich mir unzureichend wiedergeben kann.

An dieser Stelle dann hielt ich mich bestimmt eine halbe Stunde auf und machte viele Fotos. Denn ich experimentierte mit dem Selbstauslöser und brauchte ein Foto mit Landschaft, Fahrrad, Guido, möglichst scharf, gut beleuchtet, in Hochformat für das Buchcover. niemand kam vorbei in der Zeit, also mußte ich improvisieren.

In zehn Sekunden mußte ich die Brille absetzen, zu meinem Rad sprinten, aufspringen und fröhlich guckend radfahren. Dabei hab ich mir einige Schrammen zugezogen durch die Pedale, denn ich brauchte für dieses Bild über 20 Versuche. Das Motiv ist wegen der Bänke und den frisch beschnittenen Bäumen nicht perfekt, aber immerhin hab ich schon mal ein Foto. Ohne Photoshop, keine Montage, ein echtes Foto!

Es ging dann immer so weiter, Anstiege, Ausblicke, Abfahrten und die Route im Blick behalten. Denn die Beschilderung war nicht perfekt und hier in der zerklüfteten Küstenregion konnte man schnell mal in eine einsame Bucht runter fahren, aus die es dann nur mit einem mühsamen Aufstieg wieder raus ging. Ich überquerte die schräg gelegenen Ausläufer der Bergketten, um wieder mehr entlang der Küste zu fahren. Das war mir vorher klar und deshalb brauchte ich auch sehr lange heute.

Noch ein Café von Leche, noch einen Kuchen bei km 94 und dann freute ich mich auf die letzten 20 km parallel zur Küste auf der Nationalstraße. Aber auch da ging es immer beschönigt hoch und runter, nur nicht mehr so arg. Das Meer hatte mich wieder, welch eine Freude..

Das Wetter hielt sich und heute sah ich endlich meine Theorie bestätigt, daß sich in Küstennähe generell das bessere Wetter findet, denn die Wolken ziehen schnell drüber, bevor sie sich an den Gipfeln anstauen (und abregnen).

Mein Zielort Foz, das ich ja mit bedacht ausgesucht habe, wurde erst 5 km vorher ausgeschildert. Mich wunderte das sehr, offenbar war er wesentlich unbedeutender, als ich dachte. Man könnte auch sagen, sie haben ihn einfach vergessen! Eine Stadt am Atlantik, die überhaupt nichts hermacht, keine Promenade hat, keine Eisdiele, nur wenige offene Cafés und Restaurants. Dafür zugeklebte Fensterscheiben, Baumärkte, Möbelmärkte, Autohäuser, schlechte Straßen, schlechte Gehwege, kein Hinweis auf „das Zentrum“. Sorry liebe Ruhrgebietsbewohner, aber das könnte auch in Bottrop oder Bochum sein, aber doch nicht an so einer spektakulären Atlantikküste! Es könnte auch die Aachener Straße in Köln sein, die ich da entlang fuhr, fällt mir noch ein. Sorry nochmal. Et is ja überall schöön. Janzejal wo de bis.



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