Man könnte meinen, ich fahre von Norden nach Süden, weil es jeden Tag wärmer wird und ich eine Art Frühsommer erlebte.

Reichlich Frühstück für eine lange Fahrt und dann noch einen letzten Blick ins Hafenbecken. Auch die Fischer frohren nicht beim Verkauf ihres im Morgengrauen angelandeten Fangs.

Vor mir lag das Département Les Landes, von dem ich mal hörte, Napoleon hätte diese sandige Einöde flächendeckend mit Pinien oder Kiefern bepflanzen lassen. Denn so sieht es hier auch heute aus: Flach, feinsandige, fast staubige Erde und ganz viele Kiefern. Bei der Fahrt auf schnurgeraden Wegen riecht es nach Harz und – eben Frühsommer, wie einst in meiner Kindheit in den Sommerferien in Arendsee.

Die Gegend hat nicht viel zu bieten, und vielleicht deshalb geben sie sich besondere Mühe bei der Anlage eines Radwegenetzes. Es ist nicht fertig und nicht vollkommen, aber ein gute Anfang.

Mir begegnen auf den ersten 30 km fünf Menschen, die in ihrer Freizeit Radafhren. Aber ich kann mir vorstellen, daß während der Saison viele das Rad dem Auto vorziehen. Also anders, als gestern beschrieben, bewegt sich doch etwas in Sachen Radverkehr in Frankreich!

Zwar ist dieser Wald die reinste Monokultur und wir wollen nicht hoffen, daß hier eine Art Spezialkiefernbohrer alles schädigt, aber besser als kein Wald ist es auf alle Fälle. Auf den Brachflächen sieht man, wie dünn die Humusschicht ist – sehr dünn.

Ich mache drei Caféstops, bei km 32, 72 und 114. denn es ist weit heute bis nach Arcachon, meinem Ziel. Der Radweg endet und Teilstücke machen Umwege an jeden der kleinen Seen, die hier verteilt sind. Aber da mache ich nicht mit und fahre auf der Straße. Anders als in Spanien darf man nicht die Route National nehmen. Dafür gibt es die Departementales, quasi Landesstraßen von untergeordneter Bedeutung, die auch keinen Seitenstreifen haben. Und anders als „die Spanier“ fahren „die Franzosen“ sehr knapp an mir vorbei, auch wenn sie die komplette andere Seite für sich hätten. Wir sprachen schon darüber, der Schalter im Kopf ist voll auf Auto. Das ist nicht so schön für mich, aber ich komme voran und fahre meine schnellste Etappe. Wind ist kaum zu spüren und wenn, dann schräg von hinten.

Es ist nicht viel zu fotografieren und auch deshalb komme ich gut voran.

Hier gibt es Fachwerk, was ich in Spanien und Portugal gar nicht sah. OK, die haben hier eben früher das Holz und dafür keinen Marmor oder Granit gehabt.

Arcachon ist bestimmt schön, aber das ist mir zu weit, ich spare mir die letzten Kilometer, die ich morgen dann auch wieder zurück fahren müßte und will in La Teste bleiben. Mit dem Hôtel verzocke ich mich etwas, weil ich das schon beim letzten Stop per Google raussuche, statt in den Ort in die Mitte zu fahren und dann zu suchen. Ich war noch von gestern etwas irritiert wo ja die allermeisten Hotels in Capbreton noch geschlossen waren und wollte sicher gehen. Es sah nicht weit entfernt aus, vom Zentrum, waren aber dann doch 5 km.

Nach dem Duschen und einmal schütteln wanderte ich dann von dem Gewerbegebiet mit vielen Shoppingmöglichkeiten , einem MacDonalds und Subwayladen in die Stadt zu dieser einen geöffneten Pizzeria. Es ist Montag und in Frankreich haben dann alle zu. Auch Stephane hatte eigentlich zu, so stand es an der Tür, aber er hatte offen. So freute er sich über eine Abwechslung, denn es kamen kaum Bestellungen rein und ich aß gleich zwei verschiedene Pizzen + 1,5 Liter Orangina – mein Lieblingsgetränk in Frankreich. Stephane ist einige Jahre auch als Amateur Rennrad gefahren, Straßenrennen, Bahnrad und noch sowas. Er wollte mein Rad sehen, aber das stand ja im Hotel. Und was ich nicht mehr fahren wollte heute, mußte ich nun wandern. Auch wenn die erste der beiden Pizzen auf diesen zehn Kilometern schon wieder fast verbraucht war. Ich brach dann an einer Verkehrsinsel plötzlich in ein tiefes Loch ein und nahm mir vor, besser hinzugucken und auf dem Asphalt zu bleiben. Ist aber nichts weiter passiert. Spazieren zum Ausgleich von Radfahren soll ja gut sein, aber soweit und dann im Dunkeln zu einem Industriegebiet hätte es nun auch nicht sein müssen.


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