38 Algarve Bretagne von Saint Jean de Monts nach La Roche-Bernard

Immer, wenn ich grün auf der Karte sah, dachte ich an Höhenmeter, aber der aus Spanien mitgebrachte Reflex, wo alles was nicht „unten“ im Ort lag automatisch auf der Höhe liegen muß, paßte schon länger nicht mehr. Ich fuhr also durchs Grüne, was hier eine sehr feuchte Gegend darstellte.

In Deutschland würde man Marschland sagen

Erstmal sollte ich Bouin erreichen, was eigentlich ein Stop für eine Übernachtung geplant war, für heute Abend. Das war nun mein Kaffeestop bei km 25. Es gab keinen Kuchen, ich brauchte aber auch noch keinen.

La Maire de Bouin

Gegenüber trat die Bürgermeisterin aus ihrer Mairie, voll in den französischen Farben gekleidet mit einem leichten Übergewicht von Rot und anfangs auch noch einer roten Maske. Allerdings hatte sie nicht allzuviel für ihre Untertanen übrig, erst recht nicht für Besucher der Stadt, die in ihrem Reiseblog allerwelt davon berichteten. Jedenfalls guckte sie nur komisch, als ich ein fröhliches „Bonjour, Madame“ herüber schmetterte, als sie vorbeizog. Hätte sie irgendwie besser reagiert, hätte ich sie auf die fehlende Ukrainefahne am Rathaus angesprochen.

Eglise de Notre Dames de Bouin

Vielleicht war sie auch nur entgeistert von dem Heiligenschein, der sich über „ihrer“ Kirche auftat, dabei ist das nur ein Effekt der Digitalfotografie.

Brücke über Le Falleron

Es ergab sich kein weiteres Motiv bis zu dieser Brücke, hinter der tatsächlich die Bretagne begann! Ich fragte noch Wohnmobilisten, die waren zufällig Bretonen: „Ja, das haben wir erobert in einem Krieg und deshalb ist das so“. Sie gaben zu, daß jede:r den/die man hier fragen würde, antwortete „Loire Atlantique“, und das ist auch nicht falsch, denn das ist nach der Vendee nun auch „mein“ neues Département. Aber es gehört schon zur Region Bretagne, die aus fünf Departements besteht. Für Gebietsstruktur-Fans: Die Departements sind größer als unsere Landkreise und kleiner als Bezirke, es gibt über 80, gut möglich, daß Napoleon in seinem Ordnungswahn sie eingeführt hat. Vor ein paar Jahren wurden Großregionen eingeführt, die am ehesten unseren Bundesländern entsprechen. Normandie und Bretagne sind dabei noch am halbwegs natürlich, aber bei Aquitaine Nouvelles, (wo ich jetzt herkam) ist es schon nicht mehr so eindeutig.

Fischersteg

An La Falleron jedenfalls standen die Fischerstege im trocken gefallenen Schlick, bei Flut können sie wieder mit dem Boot angefahren werden. Einige bieten hier auch kleine bunte Ferienhäuschen dazu an und benutzen den Steg dann nicht zum Anlanden von Fischen oder Muscheln.

So stellt man sich die Bretagne vor

Ich versuchte zwar, in einem kleinen Schlenker die Bucht inklusive Pornic auszukosten, die aber nicht komplett bis zu Spitze auszufahren.

Auf der Brücke von Pornic

Nach meinem Cafestop dort kam ich in Streß, weil es für meinen Anspruch keine Route gab. Die geplante Route war viel weiter im Landesinneren und die halbwegs gradlinig verlaufende Departementale hatten sie zur Schnellstraße gemacht – Fahrräder verboten. So mußte ich alle 500 Meter navigieren, den Verkehr beachten, den vielen Löchern ausweichen und eben auch nach vorn gucken. Schrecklich, diese von vielen Ferienwohnsiedlungen zerfressenen Gebiete. Da kann man die Fahrt gar nicht genießen.

Loirebrücke bei Saint Nazaire

Ich wollte unbedingt vor der Loirebrücke einmal an die Flußmündung, bevor ich dann selbst drüber fuhr. Die besseren Bilder hatte ich dann aber doch trotz Gegenlicht von der anderen Seite gemacht.

Kein Meter breit: Fahrradspur auf dieser Brücke

Die Überfahrt war natürlich aufregend. Ich habe keine Angst vor den LKW-Fahrern, die mich ja sehen, aber durch den starken Wind so hoch über den Fluß, der mich mal nach links, mal nach rechts zog, wäre es einfach vernünftig, hier etwas grundlegend zu ändern: Aus den drei Spuren zwei machen und ordentlich Platz schaffen fürs Rad – dem Verkehrsmittel der Zukunft!

Hafenkneipe in Saint Nazaire

Die Stadtbesichtigung von Saint Nazaire ersparte ich mir. Dazu trug auch bei, daß es die Partnerstadt von Saarlouis ist (Sorry liebe Saarländer, aber da gibt’s eben auch nur Kohle, Eisen und Stahl).

Schiffsmotoren von M.A.N.

Hier werden die richtig großen Kreuzfahrtschiffe zusammen gebaut. Über 50 haben sie schon gemacht und mehrere weitere sind / waren im Bau.

Kurz vor Fertigstellung

Es ist aber bei den Rohbauten, die hier auf den Docks liegen, verdächtig ruhig.

Traumhafter Radweg Saint Nazaire nach Norden

Ich fuhr dann einen langen, schönen, gradlinigen Radweg aus der Stadt heraus, der später in eine nicht zu stark befahrene Landstraße mündete. Nun machte ich nochmal ordentlich Kilometer. In Bouin hatte ich gerechnet: 325 km in 4 Tagen hieße 80 km pro Tag, wenn ich nicht noch irgendwelche Schlenker einbaute. 80 ab Bouin hieß für heute mindestens 110.

Feuchtgebiete zwischen Saint Nazaire und der Vilaine

Eine ruhige, unspektakuläre, aber sehr schöne Landschaft tat sich auf, die ich auf einer schnurgeraden Straße durchschnitt. Ich wollte bis zur Vilaine kommen und konnte mir nicht vorstellen, daß es da nicht irgendwo ein Hotel gab.

Boote warten im Schlick auf Wasser

Ich fuhr über die Vilaine-Brücke bei der auf der rechten Seite (hier nicht im Bild) unzählige Yachten und kleinere Boote vor Anker lagen. aber weit und breit kein Hotel.

Zum Glück traf ich die beiden auf dem Rennrad: Angelique und Antoine. Sie trainieren für einen Ironmen in der Nähe von Bordeaux Ende Mai. Good Luck Ihr beiden, wißt Ihr eigentlich, was ihr Euch da vorgenommen habt? Sie sind gute Schwimmer und am Radfahren und Laufen arbeiten sie noch. Sie wollen natürlich gleich die volle Distanz: 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren + einen Marathon 42,185 km Laufen. Respekt an alle, die das schaffen. Ich könnte es nicht. Die wollen unter 13 Stunden bleiben – ihr packt das. Ihr habt die Ahnungslosigkeit der Jugend, sehr gut!

Na,jedenfalls rätselten die beiden mit mir um die Wette, wo man denn hier noch ein Hotel suchen könnte. So kamen wir auf La Roche-Bernard. Gottseidank und gute Fahrt Ihr beiden.

Ein zweites Mal über die Vilaine

Diesmal fuhr ich in luftiger Höhe über die Vilaine und wahrscheinlich morgen hier noch ein zweites und also insgesamt ein drittes Mal über die Vilaine, dann nach Norden! Sie empfahlen mir gleich noch ein Restaurant: Ich wollte Galettes, und die bekam ich in der Creperie de Sarrasines. Der Ort schmückt sich mit dem Claim: Die kleine Stadt im bretonischen Stil. Und so, genauso kann man es sagen.

Ich bin in der Bretagne angekommen.
Halbrechts, mein Hotel
Die Galettes – köstlich!
Höhenmeter noch nicht wieder erwähnenswert, kommen aber.
Buchvorstellung „Abenteuer Atlantik“

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2 Gedanken zu “38 Algarve Bretagne von Saint Jean de Monts nach La Roche-Bernard

  1. Hallo Guido, danke für deine Nachricht und natürlich auch für die sehr interessanten Berichte zu deinem Unternehmen! Hut ab vor dem Mut und der Ausdauer! Manchmal hätte ich dir gern mit dem Regenschirm beigestanden, Daumen hoch für die paar letzten km!!! Steffen

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