Irdendwann kommt der Punkt, an dem man glaubt, der Topf mit den Erlebnissen ist schon ziemlich voll, da paßt nicht mehr viel rein. Der scheint noch nicht gekommen. Heute wieder was Neues: Nachts Regen, der sehr gemütlich war aus der Sicht des im Zelt Liegenden. Er steigerte sich gegen Morgen beachtlich. Normalerweise hört er morgens auf, die Wolken ziehen ab, die Lerchen steigen hoch und machen Krach, und dann scheint wieder die Sonne. Das war heute auch so, nur erst heute Nachmittag, als ich mein Ziel schon hatte. Heute morgen mußte ich echt improvisieren: irgendwie alles naß und muß doch verpackt werden. In einem kleinen Zelt, das von außen und von innen naß ist, die Sachen einrollen, ist gar nicht so einfach. Noch schlimmer: Mein heiliges Frühstück verschieben!!!
Es ging dann doch ganz gut, besser als ich dachte, auch weil ich dachte, man soll nicht soviel denken. Oder so.

———————————————————————————————————
ACHTUNG: Nur kurz Werbung für mein Buch: Wer sich und seinen Lauf- und Reise- oder Abenteuerfreunden etwas gutes tun will, holt sich hier das Buch, eBook oder Audiobuch ‚Abenteuer Baltikum‘ – auch auf englisch erhältlich ‚Baltic Adventure‘ http://ampelpublishing.de

Ich dachte noch, in der ersten Bushaltestelle halte ich an und mache da Frühstück, aber das ist Quatsch. Ich hatte zum Laufen die Regenjacke anbehalten und war nach 3km von außen und von innen naß (geschwitzt). Wenn ich jetzt Pause machte, würde ich erfrieren. Also aß ich einen Riegel, einen Apfel, noch einen Riegel, eine Banane und noch zwei Riegel. Dann waren 15km rum. Ich kam an einer Brauerei vorbei, die hatten einen ganz tollen Laden, Uzava. Aber dort nur Bier! Das war echt doof, da hätte ich einen schönen Kaffee vertragen können.
Sonst kam nichts, es regnete und Gott sei Dank nicht soviel Autos. Heute – nach 6 Wochen! – hab ich mich erinnert, daß man die Beine meiner langen Hose, die ich genau wie die Jacke seit dem ersten Aufstehen angelassen hatte, auch abmachen kann. Die waren natürlich naß wie alles andere und schlackerten nur so rum. Das Schild Ventspils 30 km nach 10 km stellte mich wieder vor die Wahl: mit nassen Klamotten noch eine Nacht draußen oder durchziehen und nach 40km in einer kleinen Stadt ein richtiges Zimmer nehmen. Ab Km 30 zog es sich ganz schön, da war die Straße schlecht und schmal, viel Verkehr und die LKWs duschten mich jedes mal, wenn einer entgegen kam (na, nicht bei jedem LKW, die meisten sind auch super schön bis auf die andere Straßenseite rüber ausgewichen, aber ein paar waren es schon). Insgesamt war es trotzdem ein schöner Lauf, weil ich mich irgendwie nach innen gekehrt hatte.
In Ventspils kam dann tatsächlich die Sonne raus, vorher die Lerchen, davor schon wurde es heller usw… Im Zimmer hab ich alle Klamotten zum trocknen verstreut, auch das Zelt wieder auseinander gemacht.
Die Stadt hat einen großen Hafen mit Kohle und Öl – Terminal + Fahrverbindung nach Schweden, aber sonst eigentlich nichts.
Sie gibt sich Mühe mit künstlicher Skipiste im Winter, Abenteuerpark im Sommer, aber der eigentliche Charme liegt in einem kleinen „unentdeckten“, unrenovierten Viertel, Ostgals. Heute hab ich mich schon mal orientiert und ein paar Fotos von der Stadt gemacht.
Unterkunft Guesthouse Dzirkali: https://www.booking.com/hotel/lv/dzirkali.lv.html
