Es ist erstaunlich, wie die Superkomsensation wirkt (Thema für Läufer). Zwei Tage nichts gemacht und sonst vorher höchstens mal einen Pausentag. Diesmal zwei Tage Pause und direkt ist der Akku voll. Na jedenfalls kam ich sehr gut los, es war etwas kühler, vorher hatte es kurz gewittert, ein Radweg über weite Strecken parallel zur Straße, so kommt man eben auch gut durch.
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Kurz vor Jurmala wollte ich mich nach der Promenade erkundigen und wandte mein neues Wissen an. Das hatte ich von der Vermieterin der Searooms Lampezciems gelernt: Junge Leute haben in der Schule die Wahl nach Englisch entweder russisch oder deutsch dazu zu nehmen, die meisten nehmen russisch. Junge Leute bis 20 kann man gut englisch und russisch ansprechen. Zwischen 20 und 40 ist die Generation, die auf keinen Fall russisch will, älter als 40 besser russisch, die hatten kein englisch, jedenfalls kein richtiges. Es klappt bisher nicht, aber ich übe auch noch daran. Heute kurz vor Jurmala versagte die Regel auch, weil ich Ripa und Rauno traf, die beiden sind Finnen! Sie hatten kein Gepäck dabei und waren mit „normalen Fahrrädern “ unterwegs, die hatte ich halt in Kategorie 3 einsortiert. Sie wußten es auch nicht, und wir kamen ins Plaudern. Es war total lustig und Ripa steckte mir sogar 10€ zu. Aber witzig: Sie sagten, sie führen als nächstes nach Polen und ich hatte noch ein paar Zloty. Die konnte ich ihnen mitgeben. Gute Reise, Ihr beiden!
Bei km 20 kam ich nach Jurmala. Oft sind die Häuser, die ansonsten im Land noch auf ihre Erweckung warten, hier schon wach geküßt. Andere sehen aus, wie verwunschene Gruselschlößchen.
Jurmala ist der Strand von Riga, die Leute fahren da raus, wenns schön ist. Morgen, Mitsommar beginnt die Saison, aber weil es erst geregnet hat, ist der Strand heute, am Donnerstag Mittag noch leer.
Ich hatte mir die Option gelassen, falls es mit dem Laufen nicht bis zum Schluß ginge, in einen Zug zu steigen. Aber es ging gut. Meine Route ab Jurmala führte über die riesige Brücke der Lielupe entlang der Bahnstationen, die ich nach und nach ablief.
Irgendwann mußte ich mal nach der genauen Adresse des Hotels schauen, und siehe da, es waren dann doch nochmal 7km, so kam ich auf knapp 44 statt der angepeilten 37. Ich lief schräg durch die Stadt und brachte es fertig, außer Militär, Industrieanlagen und Bahnanlagen nichts von Riga zu sehen bis kurz vor dem Hotel. Ich überquerte mehrmals breite mehrspurige Bahnlinien ohne jeglichen „Bahnubergang“, nur ein paar Platten lagen zwischen den Gleisen. Das geht auch.
Das Hotel war wie eine blitzsaubere Erscheinung inmitten all der Bauten aus der Sowjetzeit. Und der Knaller: ich hab tatsächlich das schöne Zimmer mit dem Balkon in der Mitte. Das ist mir auf all meinen Reisen noch nicht passiert.

Nach dem Duschen merkte ich schon die Entfernung, aber es ging sehr gut. Ich machte mich dann doch noch mal auf in die Stadt (mit O-Bus Linie 19). Am Hauptbahnhof wendete ich mich in Richtung Altstadt und schlenderte durch die Gassen. Ich sah ein Paar, die es angemessen an den großen Tag morgen machten: Er trug einen Kranz aus Eichenlaub und sie einen Blumenkranz. Das macht man so an Mittsommar, und das wird hier morgen gefeiert!
Unterkunft Hotel Vilmaja, Riga: http://www.vilmaja.lv
