100 Helsinki : Lauf rund um den Flughafen Vantaa

Heute war ich viel unterwegs, dabei war ich gar nicht in Helsinki. Die vielen Jogger am Wasser, die ich gestern in der Stadt sah, haben doch irgend etwas in mir ausgelöst. Ich guckte mir die Flughafenkarte an (auf einem Busplan, der nicht unbedingt ideal für so etwas ist) und dann programmierte ich das manuell in mein GPS. Die Sonne scheint, das tut sie vielleicht auch am Samstag beim Marathon. Wäre natürlich schöner, wenns dann regnete. Jedenfalls ist es gut, 96 Stunden vorher dem Körper nochmal zu signalisieren, daß es jetzt nicht ganz vorbei ist mit dem Laufen sondern nur die „Ruhe vor dem Rennen“.

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Los geht es über die vielen Zubringerstraßen und Servicewege. So sieht man zunächst Frachtflugzeuge aus verschiedensten Perspektiven.


Leider kann ich so gut wie keinen der Wege laufen, den ich mir programmiert habe, weil vieles hinter dem Zaun liegt statt davor. Sowas konnte ich auf meinem GPS nicht erkennen. So laufe ich einen wesentlich größeren Bogen. Die Straßen sind meistenteils mit Radwegen gesäumt, aber nicht alle, und ich lande ich tatsächlich auf der Autobahn.

Mein Navi zeigt an, daß parallel im Wald ein Wanderweg verläuft. Ich werde doch wohl nicht meine alten Fehler wiederholen und querfeldein durch die Wildnis ziehen? Doch, ich versuche das und komme diesmal tatsächlich durch, waren aber auch nur 200 m durchs Unterholz. Der Weg ist bestenfalls ein schmaler Trailpfad, das reicht für mich. Es geht über Stock und Stein, immer wieder auch mastschige Sumpfstellen. Abenteuer ja, aber in sehr kleinem Rahmen.


Das gesamte Land liegt mehr oder weniger auf einer welligen, oft wasserundurchlässigen Gesteinsschicht. Deshalb muß an vielen Stellen für Bauprojekte auch was weggesprengt werden.

Teilweise gibt es deshalb auf den Kuppel der kleinen Hügel moorigen Untergrunds, denn das Wasser sammelt sich dort wie in einer Schüssel. Ich versuche all meine Sinne zusammen zu nehmen und gucke dauernd auf das Navi, um zumindest grob die Richtung zu behalten. Über mir kommen immer wieder landende Flieger rein, vielleicht 50-100 m über mir donnern sie lang. Meist bin ich zu spät um die dicken Brummer zu fotografieren, denn eigentlich will ich ja laufen.


Ich laufe nun größtenteils auf schottrigen Wegen und komme vorbei an den Produzenten dieses Materials: Mehrere Steinbrüche gibt es rund um den Flughafen.

Interessant ist auch, daß nur wenige hundert Meter abseits das Land genau so aussieht, wie ich es vom Baltikum kenne, kleine Höfe mit Holzhaus, ein Friedhof und ein kleiner (Steinbruch-) See.

Durch die vielen Bäume laufe ich längere Zeit im Schatten, damit ist es jetzt vorbei. Entlang einer Seite des Flughafens führt eine Straße 5km schnurgeradeaus, wenn auch mit weiteren Höhenmetern. Radfahrer in beiden Richtungen flitzen auf und ab, Busse und viele staubige LKW aus den Steinbrüchen. Jetzt sehe ich von dieser Seite die startenden Flieger.

Nach 90 Minuten frage ich mich, wie lang mein Lauf eigentlich noch sein soll. Es ist vielleicht nicht geschickt, es jetzt zu übertreiben. Immerhin will ich in 4 Tagen den Marathon laufen. Ich stoppe das GPS bei 18km. Ein guter Schnitt wenn man an die Traileinlage und die vielen Fotos denkt, die ich unterwegs gemacht habe.

Ich habe noch 6km bis zu meinem Hostel und wandere und trabe im Wechsel in der prallen Sonne. Toll, so erkälte ich mich nicht und bin nicht gezwungen, die 24km durchzulaufen. Na, das war ein richtig schöner Lauf und ich kann jetzt meine Geschwindigkeit wieder besser einschätzen. Das hatte ich mit dem Wagen etwas verlernt.

Ich dehne und dusche mich und koche mir was zu essen. Mein erstes selbst gekochtes Essen seit 100 Tagen: „Spitzkohl und wilde Kartoffeln“ taufe ich mein Gericht.​

Während des Kochend dehne ich mich vor dem Herd. Eine nicht ganz vorteilhafte Perspektive, das gebe ich zu. Dann kommen andere auch zum kochen und ich lasse das.​

Jetzt sollte ich noch mal einen großen Schwung Vorräte nachkaufen, dann wäre ich für die nächsten paar Tage ohne Engpässe. Der Weg zum Supermarkt zieht sich, erst recht der Rückweg mit der schweren Tüte – 7km Fußmarsch. Es gibt zwar die vielen Busse, aber ich steige durch das Nummern- und Streckensystem nicht durch, zumal ich dem Fahrer auch nicht meine konkrete Haltestelle sagen kann. Dafür sind die Namen zu kompliziert. Zudem ergibt meine Recherche an der Haltestelle, dasEs für meine Supermarktsroute so keinen Bus gibt. Na, egal – ich hab ja Zeit. ​

Und einen vollen Kühlschrank habe ich jetzt auch.

Morgen geht’s wieder in die Stadt.

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