Heute bin ich die verbleibenden 3 km der 2000 entlang der Ostseeküste gelaufen. Das ist mir das Wichtigste, möglichst weit laufen, statt ein konkretes Ziel zu erreichen. Weil ich auch erst morgen in Tallinn sein will, laufe ich nochmals einen schönen Umweg im Bogen über die Ostseeküste und dann morgen in die Stadt. Ich habe zwar im Internet keine passende Unterkunft gefunden und auch die Karte gibt nichts her, aber es kann ja nicht sein, daß es da nichts gibt, wo es doch soviele Orte dort entlang der Küstenstraße sind.
Zuerst kommt Keila-Joa mit seinem prachtvollen Schloß. Der Traum eines jeden Hochzeitspaares – fast jedem. Schon der französische Name des Restaurants Cher Ami – teure Freunde – ist ein Hinweis, daß das hier nicht billig ist.
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Direkt unterhalb des Schlosses fällt das Flußwasser in die Tiefe, bovor es in die Ostsee fließt. Ich mache reichlich Fotos und dann entdecke ich da unten sogar eine echte Nymphe!
Entlang der Küste steigt die Straße immer weiter an, denn hier sind die Klippen von Türisalu. Mit 27-31 m sind sie sogar noch höher als Panga Pank auf Saaremaa, sie gehören zur selben Formation. Witzig: Hier gibt es eine Bildergalerie aber nichts zu essen und kein WC.
An den Infotafeln am Cliff steht auch der inoffizielle Hinweis auf Dagmar Beach – offenbar einem Kitsurfing Spot. Aber ich habe keine Lust, den steinigen schmalen Pfad 3km runter zu klettern um womöglich in einer Sackgasse zu landen. Wenn da nachher noch eine richtige Einfahrt o.ä. kommt, kann ich ja immer noch dort gucken.
Ich frage mich durch die Kioske und Läden, ich esse ein Eis und Kuchen. Kein Hinweis, die Leute sind scheinbar alle nicht von hier, auch wenn sie mit vollen Taschen aus dem Bus steigen.
Auf dem Radweg zwischen Vääne-Joesuu und Suurupi frage ich eine nette Frau mit ihren Kindern und die sind sogar aus Suurupi. Sie sagt auch es gibt nichts. Wie oft will ich das eigentlich noch gesagt bekommen, bis ich es glaube? Sie bietet mir an, in Ihrem Garten zu zelten oder später einen schönen Platz im Wald zu zeigen. Ich kann sie später anrufen, falls ich das Angebot annehmen will – das wäre die Minimalvariante. Denn weiter will ich eigentlich nicht, es sind nur noch 20km bis Tallinn und die laufe ich morgen.
Erstmal laufe ich zum Leuchtturm von Suurupi, mein letzter auf dieser Reise. Da mache ich nochmal ein Rundum-Video.
Der Leuchtturm ist von 1760 und eigentlich sind es sogar zwei! 2km weiter direkt am Ufer steht noch ein Leuchtturm ganz aus Holz. Wenn man auf See ist und beide Lichter direkt übereinander sieht, muß man nach Tallinn Richtung Hafen einbiegen. Ich zahle brav meine 5€ Eintritt und bekomme sogar eine Führung.
Oben auf dem Turm frage ich den Wärter, ob er nicht einen Verschlag hat, in dem ich eine Nacht pennen kann. Denn die Fliegen und Mücken gehen mich – ungeduscht – sehr stark an. Er fragt seine Frau und sie erlaubt es. Sie bauen ein Museum in einem Nebengebäude auf. Da steht vorübergehend eine alte Liege, die darf ich benutzen und schlafe sehr gut.

Das Museum soll nächstes Jahr am 1.Mai 2018 eröffnet werden. Bis dahin ist noch viel Arbeit.
Im Moment haben sie die beiden wichtigsten Dinge auf dem Dachboden, die die Esten trocknen müssen : Fische und Bündel mit Birkenlaub, womit sie sich in der Sauna auf den Körper schlagen.
Unterkunft inoffiziell: Suurupi Tuletorn. http://www.suurupi.ee

Hut ab Herr Lange 🙂 Sie haben es fast geschafft!!!!
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Danke, liebe Frau Morgan.
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Hi Guido,
der Gratulation zur 2000 kann ich mich nicht entziehen. Was für eine Leistung! In meiner besten Läuferzeit habe ich es auf 1000km gebracht. Pro Jahr. Und die Unterkunft unterstreicht es – es ist ein Abenteuer. Dazu noch das Titelbild. Wie in Jamaika. Ich wünsch Dir einen guten Abschluss des Abenteuers und ziehe den Hut.
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Ganz herzlichen Dank für die Glückwünsche. Ich bin jetzt in Tallinn happy. Es ist ein echtes Abenteuer der Moderne. Lieber Gruß.
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