19 Algarve Bretagne von Lagos nach Sines

Tag 3 meines Abenteuers bedeutet auch: nicht übertreiben, sondern heil durchkommen, bis mein Körper sich eingewöhnt hat. Es ist wie beim Marathon, es gewinnt nicht der, der schnell anläuft, sondern wer am Ende noch Körner hat. Ich muß nicht schnell sein, sondern ausdauernd. Und ich will vor allem Freude haben an dem Neuen, am Unbekannten.

Frühstück am Sonntag: an der Tankstelle

In dem kleinen Guesthouse mit den billigen Zimmern gab es nicht nur keine Heizung, sondern auch kein Frühstück. Bevor ich länger suchte, holte ich mir bei Repsol zwei gezuckerte Donuts, ein pappiges Schokohörnchen, einen Kakao und einen Verlängerten, äh, Longo für 3,20€. 100% Zucker, 0% Vitamine. (Liebe Kinder, nicht nachmachen!)

Zähne putzen mit Mineralwasser und dann los. Ich hatte keine Lust auf Probleme, obwohl ich nach 600m schon absteigen mußte: Eine plötzliche unglaublich starke Steigung auf eine schmale Straße. Ich ließ mich nicht irritieren und wurde belohnt: Die Route war gut geplant und ich hielt mich heute vollständig daran.

Wildromantische Landschaften

Mir war klar, ich kann nicht einfangen, was ich hier sehe: eine unglaublich schöne Landschaft mit immer wieder neuen Eindrücken nach jedem Anstieg – gefolgt von rasanten Abfahrten.

Nicht möglich, die Glücksgefühle einzufangen.

An dieser Stelle mußte es im letzten Jahr einen Waldbrand gegeben haben.

Das sieht schon gespenstisch aus, aber es sprießt Neues

Zwar ging es auf und ab aber zunehmend auf. Da ich immer wieder andere Rennradler sah, war ich wohl auf der richtigen Spur.

Ein Eldorado im Frühjahr für viele Trainingsgruppen

Da werden auch Berühmtheiten dabei sein, die mir hier entgegen sprinten. Denn viele gute Leute halten hier ihr Training ab. Ich will nicht trainieren, nur reisen mit leichtem Gepäck.

Bei den Abfahrten ziehe ich Brille und Schlauch hoch.

In Aljezur kommt eine kleine Oase, die so verlockend aussieht, daß ich nicht widerstehen kann. Zwar hab ich gerade mal 31 der 120 km von heute weg und wollte später pausieren, aber es waren schon heftige Anstiege dabei (es kommt hinter Lissabon wohl noch wesentlich heftiger).

Orangensaft frisch gepresst+ Kuchen + Galão

Ich genoß die Sonne und machte ein paar Fotos. Vielleicht sollte ich drei Pausen machen: 30, 60, 90 km und dann bei 120 wäre ich in Sines.

Auch hier in der Einöde wird die ukrainische Fahne gehißt.

Es kam eine weitere Kuppe, die mich lange beschäftigt und ab Odemira einfach viele km nichts als Landwirtschaft. Es fuhr sich ganz gut, aber keine Dörfer, keine Kurven. Gut, daß sie inmitten einer Orangenplantage mehrere Storchenpaare angesiedelt haben.

Einzige Abwechslung: ein Familienglück

Dann endlich, eine spektakuläre Flußmündung des Rio Mira bei Vila Nova de Milfontes, zu der ich in voller Fahrt hinab brauste.

Landeinwärts
Zum Meer hin

Aber weiterhin nichts zu essen. In the middle of nowhere, als ich mal wieder dachte, ‚hier könnte ein Restaurant sein‘ fand ich bei km 90 immerhin ein Café.

Drei Kuchen, zwei Galão

Ein toller Ort, das Café „O Amigo“ in Brunheiras. Die Wirtin freute sich, daß ich das Kuchenbuffet leerräumte, die Jugendlichen spielten Rappersongs mit ihrem Handy ab und die Senioren spielten Domino.

Ich fragte, ob ich fotografieren dürfe

Mit der Kamera machte ich tolle Aufnahmen. Bin gespannt, ob die gut geworden sind. Um die Hauptdarsteller der Fotos einzubeziehen und in einem Anflug des Schutzes der Persönlichkeitsrechte zeigte ich die Fotos mit der Kamera herum. Aber sie waren zu beschäftigt und nickten nur kurz. Immerhin.

Es dauerte dann nicht mehr ewig, und ich sah ‚gegenüber‘ die Stadt Sines samt Hafenanlagen

Noch 39 km bis Sines. Wie im letzten Jahr bei Mont Saint Michel, den ich im Halbkreis umfuhr, bis ich ankam, sah ich schon früh die hochaufragende Silhouette von Sines.

Kraftwerk am Ortseingang

Das Kraftwerk scheint nicht mehr zu laufen, jedenfalls kam weder Rauch noch Dampf aus den Schloten. Es gibt hier, was Deutschland (noch) nicht hat: ein LNG Terminal. Hoffen wir, daß das „natural“ liquid gas nicht so umweltzerstörerisch gefördert wird, wie das Frackinggas in USA.

Viel Betrieb auch im Containerhafen
Unterhalb der Stadt: Fischereihafen
Hier hielt ich mich lange auf: Postkartenmotiv

Oben in der Stadt fand ich ein günstiges Hôtel mit einem reizenden alten Ehepaar. Jetzt noch duschen, essen schlafen. Überhaupt möchte ich als Zwischenfazit sagen: Es ist mein erstes Mal in Portugal und ich bin total begeistert von den Menschen, ihre Gelassenheit, ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft. Sie fahren viel defensiver Auto als bei uns, mal abgesehen von den drei Typen mit Potenzproblemen. Aber wo gibt es die nicht. Sie nehmen Rücksicht auf mich. Das finde ich natürlich gut. Dann die Landschaft, das Essen, einfach alles an Portugal ist toll bis hier.

Heute hat meine Uhr wieder richtig funktioniert und ich konnte aufzeichnen, wo ich war.

Was für ein schöner Tag!

Buchvorstellung „Abenteuer Atlantik“

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