Gestern wäre der blöde Tag gewesen, war er aber nicht, heute war sowieso der gute Tag dran. OK, dann wunderte mich das reichhaltige Frühstück im ‚Imperial‘ nicht. Sie waren alle total nett, der Empfangschef wartete, bis ich mein Gepäck am verschmutzen Rad angebaut hatte und entließ mich durch einen Seitenausgang direkt auf die Straße (es sind leider doch einige Krümel und Tropfen abgefallen).
Nach kurzem Anstieg erwartete mich erstmal eine langweilige Strecke, aber das muß nicht schlecht sein, wie sich gleich herausstellt.

In einem kleinen Ort Salreu hielt ich dann doch das erste Mal an. Nicht wegen der Störche, die konnte ich noch im Fahren knipsen. Aber die Kirche war es mir dann doch wert. Sie ist, wie viele Häuser hier (und sogar manche Wohnblocks) von außen gefliest.

Dafür haben sie hier ein besonderes Händchen und wahrscheinlich schützen die Platten auch ganz gut gegen jegliches Unwetter. Wenn mal was schmutzig ist, kann man es einfach abwaschen. Ansonsten gab es erstmal nichts zu sehen. Bei km 34 bekam ich schon wieder Hunger und es regnete schon ganz gut. Bevor ich zu sehr frohr, aß ich schon mal Kuchen und trank den portugiesischen Milchkaffee Galão. Damit beeilte ich mich und wer weiß, wann es das nächste Mal was gibt.
Als ich mich Porto näherte, kamen all die Probleme, die man oft beim Reinfahren in große Städte hat: Viel Verkehr, ausgefahrene Seitenstreifen, wenig Platz bei engen Stellen, schlechte Rad/Gehwege, hektische, vom Stau geplagte Autofahrer, Lieferwagen, Bordsteinparker, Ampeln, Hinweisschilder und vor allem fehlende Hinweise darauf, wie es denn am besten in die Stadt geht. Solche Probleme gibt es bei den Überlandfahrten alle nicht. Da Porto auch noch auf verschieden hohen Felsen gebaut ist, kommt die rege Hoch- und Runterschalterei noch dazu und Orientierungsfehler rächen sich schwer, man muß dann alles wieder hoch bis zu dem Punkt, wo man falsch abgebogen war. Ich bin ja überzeugter Monotasker, für mich ist das Zuviel auf einmal und ich komme in Streß. Nur ein Mal verfuhr ich mich, aber ich verschaltete mich öfter. Weil es auch noch regnete, konnte man nicht so bequem das Handy in der Halterung lassen, sondern mußte es rausholen, entsperren und dann wieder verstauen. Ich frickelte mich durch und hoffte auf den einen Moment, wo man die Stadt von oben toll sehen konnte…

Ich war überwältigt von der Kulisse

Paulus aus Litauen sagte mir, er fände Porto sei die beste Stadt für ihn gewesen, nicht zu schön und nicht zu häßlich. Also wenn man an dieser Stelle steht, ist sie einfach nur extrem schön.

Die Stadt hat sieben Brücken, las ich auf einem Schild bei der Tourismusinfo. Ich trank wieder einen Galão und aß meinen Kuchen in einem Café, das völlig unbeeindruckt von den Touristen seinen Alltagsgeschäften nachging – toll.

Draußen war das Rathaus zu sehen.

Nicht weit ist der Bahnhof, obwohl man nirgends Gleise sieht. Die Züge kommen aus dem Tunnel in den Sackbahnhof und fahren dann wieder. Kein Wunder, bei diesen vielen Bergen, auf die die Stadt gebaut ist.


Viele Passanten zogen Joints aus der Tasche und boten sie mir an. Meine Standardantwort: „I‘m a sportsman“. Das überzeugt sie sofort.
Die steilsten Antiege bisher überhaupt waren hier auf dem Stadtgebiet. Die Rausfahrt aus der Stadt war wie so oft einfacher als das hinein kommen. Es ging irgendwie immer gerade aus. Und es lief gut.

Der Wind, der anfangs viel gedreht hatte und böig war, kam nun gleichmäßiger, und zwar meist von hinten. Das wollte ich nutzen und düste bis an den Atlantik zu meinem Ziel Pova die Varzimes.

Das war mir aber nicht genug. Wir sind zwar nicht im Sozialismus, wo jeden Tag der Plan übererfüllt wurde, aber heute sah ich die Chance, 30 km weiter zu fahren als geplant. Dazu kam, daß mein Zielort seelenlos bebaut war mit riesigen Betonklötzen mit extrem noblem Inhalt. Da hatte ich echt keine List drauf.

Und ich wurde belohnt: Apulia ist eine ganz normale Kleinstadt am Meer mit diesem schönen Ufer. Da geht einem doch das Herz auf, auch wenn das morbide Gebäude bald einstürzen wird.

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